Macht und Ethos ; Eine Analyse von Foucaults Suchbewegung nach Kritikformen ; Power and Ethos ; An analysis of Foucault's search for forms of critique
Die Versuche, Foucault als politischen Denker zu problematisieren oder gar zu diskreditieren, haben nicht abgenommen. Foucault war zwar mit den großen Fronten der Weltanschauungskonflikte des 20. Jahrhunderts vertraut, aber selbst entzog er sich als ein kategoriensprengender Denker der politischen Scheidung in "rechts" oder "links". Die Dissertation verfolgt das Ziel, Foucault in der politischen Philosophie angemessen zu verorten, indem sie einerseits dessen Schaffung von Analyserastern für Machtverhältnisse grundlagentheoretisch rekonstruiert und andrerseits untersucht, wie er Möglichkeiten legitimer Kritik ausgelotet hat. Dabei werden Konturen in der Entwicklung seines Werkes hervorgehoben, die bislang übersehen beziehungsweise fehlinterpretiert wurden. Insbesondere war Foucault durch seine Nietzsche- Lektüre dazu angeregt worden, die seit Platon in Verruf geratene Sophistik zu rehabilitieren. Die Forschung nimmt diesen Einfluss kaum wahr, obwohl dieser sich entscheidend auf Foucaults Verständnis von strategischen Machtbeziehungen auswirkte. Die durch Nietzsche vermittelte Bezugnahme Foucaults auf die Sophisten ist aber nicht nur an seinen Machtanalysen erkennbar. Auch Foucaults Auffassung von politischer Kritik in den 1970er Jahren ist auf Beweggründe zurückzuführen, die bereits bei Platons Verdrängung der Sophistik eine maßgebliche Rolle gespielt haben. Bei der Aufarbeitung dieses abendländischen Grundkonflikts entwickelte Foucault ein radikaldemokratisches Denken, wie es gegenwärtig von Jacques Rancière vertreten wird. Deshalb sind die Vorwürfe von Jürgen Habermas und Axel Honneth, Foucault habe in normativer Hinsicht eine Bringschuld, da er einen Kritikmodus vertrete, der sich nicht universalistisch ausweisen könne sowie ihr Vergleich seines politischen Denkens mit Carl Schmitts Dezisionismus, unhaltbar. Weder Foucaults noch Schmitts politisches Denken wird in diesen moralisierenden Interpretationsversuchen gebührlich eingeschätzt. Wie sind nun aber die Vorlesungen über den Kynismus zu verstehen, die ...